Grabesreden mit guter Laune

Der KJR hat Gerhard Mayer verabschiedet. Mit Film, Quiz, Gesangseinlage, Reden und etwas Rührung. Was bleibt, ist Dankbarkeit!

Angenommen, jemand hätte sich am letzten Freitag im November ins Laimer Jugendzentrum verlaufen. Wäre am Empfangskomitee vorbeigekommen, ohne angemeldet zu sein. Und wüsste nicht, warum sich hier so viele Menschen versammeln. Was hätte sie oder er erlebt? Einen Flur voller Menschen, die sich offenbar alle kennen und angeregt plaudern. Einen Saal mit Biertischen, auf denen rote Gerbera stehen und päckchenweise Taschentücher bereitliegen, darauf die Logos von 1860 München und der SPD. Und viele Reden voll Rückschau, Lob und Dankbarkeit, als ginge es um einen jüngst Verstorbenen.

„Liebe Trauergemeinde“, hebt ein weiterer Redner an. Doch schnell wird auch dem Unwissenden klar: Es ist der „Verstorbene“ selbst, Gerhard Mayer, aber quicklebendig. Nach fast 22 Jahren als Leiter der Abteilung Organisation im KJR, als Hüter der Finanzen und lange Zeit als stellvertretender Geschäftsführer verlässt er den KJR. Er wird zum Jahreswechsel Leiter des Münchner Amtes für Wohnen und Migration. Heute ist sein Abschiedsfest und KJR-Vorsitzende Judith Greil betont, dass sie das Verabschieden „nicht gerne“ macht. Sie zeichnet die Meilensteine der letzten zwei Jahrzehnte im KJR auf, darunter, wie der KJR – auch dank Mayers Einsatz – die „vier mageren Jahre der Sparrunde“ ab 2002 gemeistert hat oder 2006 in die Trägerschaft von Kitas eingestiegen ist. Greil beschreibt ihn als die verlässliche Quelle im KJR zu allen Fragen der Finanzierung und zu unterschiedlichsten Zuschuss-, Vertrags- und Finanzierungsmodellen. Was ihm, so verrät sie, den Spitznamen „Wiki-Gerhard“ eingebracht hat. Sie erwähnt seine bemerkenswert kurze Reaktionszeit auf Anfragen: Die Antwort-E-Mails kämen zuweilen auch nachts, was sie als Gewerkschafterin, natürlich, nicht gut finden könne. Und das so schnell, „dass ich manchmal schon die Antwort hatte, ehe ich wusste, dass ich ihn was fragen will“, scherzt Greil. „Du wirst uns total fehlen als engagierter, hilfsbereiter Kollege und als Mensch“, sagt sie zum Abschied. Als Geschenk überreicht sie ihm ein Fotoalbum mit Impressionen aus 22 Jahren KJR. Und den inzwischen schon traditionellen persönlichen KJR-Liegestuhl.

Auch Verena Dietl, Stadträtin und Vorsitzende der SPD-Fraktion, der Mayer seit 2016 angehörte, ist voll des Lobes. „Wenn ich erzähle, wie aktiv er sich auch bei uns in der Fraktion eingebracht hat, dann glaubt keiner, dass es nur einen Gerhard Mayer gibt!“, sagt sie. Und auch wenn er nun aus der Fraktion ausscheidet, mag Dietl gar nicht traurig sein. „Wir verlieren ihn ja nicht, er geht nur vom Rathaus ins Amt für Wohnen und Migration!“ Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer dankt Mayer für den vertrauensvollen gemeinsamen Weg, in dem sie „auch gute Freunde geworden“ sind. Und für so manche Leberkassemmel. Er übergibt das Geschenk aller Kolleginnen und Kollegen, einen Zuschuss für ein neues Fahrrad, das dem passionierten Radler den künftig etwas weiteren Arbeitsweg erleichtern soll.

Abschiedsfilm für „Wiki-Gerhard“

Ein Gemeinschaftswerk ist auch der Abschiedsfilm. Viele Kolleginnen und Kollegen sowie ganze Teams haben Abschiedsgrüße in kurzen Videoclips aufgenommen. Das Team des Kös˛k etwa ein Ständchen mit Tuba, das Team Organisation zeigt die neue Suchmaschine „Gerhard-Google“ für alle künftigen Fragen. Und der Intermezzo-Leiter Heiko Neumann verkündet, keine Angst vor der Lücke zu haben, die Gerhard Mayer hinterlässt. Es gebe ja schließlich Telefon, sagt er, und hält ein Blatt mit Mayers künftiger Dienstnummer in die Kamera, als „Service für die Kollegen“. Im Quiz „Wer weiß denn Gerhard“ messen sich fünf Teams in 16 Fragen rund um den scheidenden Kollegen, den Sieg trägt passenderweise die Gruppe „Servus Gerhard“ davon, der auch die frühere Vorsitzende Steffie Lux angehört. Zum Schluss treten die KJR-Allstars auf die Bühne, mehr als ein Dutzend direkter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mayers, aber auch Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer und Vorsitzende Judith Greil. Sie haben Gloria Gaynors „I will survive“ auf Mayer umgetextet. Der Refrain lautet „Und i bin raus, sowas von raus! Ja freili, ihr kimmts ohne mi aus.“ Gerhard Mayer selbst dankt seinen „wundervollen Kolleginnen und Kollegen“, ohne die „vieles nicht möglich gewesen“ wäre. „Ich bleibe in der Stadt, trage die Ideale des KJR in mir und bin stolz, dass ich ein Teil davon sein durfte.“ Wer ihn gut kennt, merkt: Da zittert die Stimme ein wenig. Und selbst, wer Mayer bis jetzt nicht gekannt haben sollte, spürt: Da war und ist jemand mit dem Herzen dabei.

Gecko Wagner,Öffentlichkeitsarbeit, KJR