20 Jahre Färberei + 5 Jahre Köşk

Doppelter Grund zur Freude: Seit 20 Jahren gibt es die Färberei in Giesing und seit 5 Jahren findet jugendkulturelle Arbeit auch im Köşk im Westend statt – das Jubiläum im Jubiläum wurde am 14. Dezember 2020 gleich mitgefeiert!

Feiern und nochmal feiern

Im Rückgebäude der Claude-Lorrain-Straße 25 ist häufig ganz schön was los. Jedoch am Tag der Jubiläumsfeier kann man schon von Weitem hören, dass es einen besonderen Anlass gibt. Die Gäste werden nämlich im Vorhof der Färberei von den mitreißenden Klängen der Express Brass Band empfangen. Wenig später geht es drinnen weiter: Gratulationen, Grußworte und Geschichten stehen auf dem Programm, aber auch Musik, Austausch und Kulinarisches. Und natürlich können die Werkstätten besichtigt werden. Ob Siebdruck, Fotografie, Malerei, Graffiti-Kunst …Jugendliche und junge Erwachsene können sich hier in vielerlei Richtungen künstlerisch ausprobieren. „Auch wer Lust hat, Beton zu gießen, kann zu uns kommen“, erklärt Leiterin Andrea Huber.

Hier in den Räumen einer ehemaligen Wasch- und Färbe-Anstalt eröffnete der KJR am 8. Oktober 1999 eine Jugendkultureinrichtung – „Die Färberei“ war eine Zusammenführung von zwei KJR-Einrichtungen: der Kulturstation in Oberföhring und dem Graffiti-Projekt des Zeugnerhofs. Die neue Einrichtung entwickelte sich schnell zur Pflichtadresse der Street-Art-, Graffiti- und HipHop-Szene. Mit dabei waren – inzwischen z.T. international bekannte – Graffiti- und HipHop-Künstler wie Loomit, Z-Rok, Won ABC und viele mehr.

Auch mit Großveranstaltungen wurde die Färberei über die Grenzen Münchens und Bayerns hinaus bekannt, etwa durch die Ausstellung „Magic City – Die Kunst der Straße“ in der Kleinen Olympiahalle und das HipHop-Festival „Living Large“ in der Muffathalle. Und natürlich ISART, ein Graffiti-Projekt an der Brudermühlbrücke – diese Freiluftgalerie ist sogar in Münchner Fremdenführern zu finden. Die Färberei setzt sich für Kunst im öffentlichen Raum ein und schafft Projektund Ausstellungsmöglichkeiten für junge Menschen. So haben viele der Projekte das Münchner Stadtbild bereichert – temporär oder auch dauerhaft. Etwa in diversen Fußgängerunterführungen, z.B. in der Maria- Ward-Straße, oder die Georg-Elser-Wand in der Bayerstraße. 2008, zur 850-Jahrfeier Münchens, gehörte die Färberei zu den 10 ausgesuchten Institutionen der Stadt, die zur Aktion „München inspiriert“ eine ganze Seite in der Süddeutschen Zeitung bekommen haben – neben u.a. der Allianz Arena, der Oper und dem Deutschen Museum.

Die heutige Leiterin Andrea Huber – Sozialarbeiterin und Fotografin – kam 2011 zur Färberei und bot Fotoprojekte für Jugendliche an. Als sich 2014 die Möglichkeit auftat, die ehemalige Stadtteilbibliothek Westend in der Schrenkstraße als Zwischennutzungsprojekt zu betreiben, erkannte sie das Potential des Raumes und seiner Umgebung – seit 5 Jahren hat sie dort die künstlerische Leitung inne.
„Kösk“ wurde das Zwischennutzungsprojekt im Westend genannt und es bekam den Auftrag, junger Kunst ein Forum zu geben. Am 15. Dezember 2014 fand die Schlüsselübergabe statt und mit Julia Ströder als Projektleiterin startete das Kösk mit dem Slogan „Bis zum Rausschmiss …! Wir machen Platz für junge Kunst- und Kulturprojekte!“ Von Rausschmiss – zum Glück – bisher keine Spur, ganz im Gegenteil: Das Köşk hat sich schnell zu einem sehr lebendigen, offenen Ort junger Kunst entwickelt und wird von Besucherinnen und Besuchern als großer Freiraum für Groß und Klein, Alt und Jung wahrgenommen.

Neben wechselnden Ausstellungen und Performances finden sich dort regelmäßig u.a. das Foto- und Filmkollektiv, der Köşk-Chor, der Community Tanztee und das Community Orchester zusammen. Seit drei Jahren richtet das Köşk in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Kunst und Inklusion das KÖSKIVAL mit dem Motto „Behinderung ist Rebellion“ aus. „Köşk“ ist übrigens türkisch und bedeutet „Pavillon, Glashaus, Gartenhaus“ – und passt somit perfekt zu dem 300 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Ausstellungs- und Performance-Raum mit Garten. Dorthin zieht gegen 18 Uhr die Jubiläumsgesellschaft weiter: Es erwartet sie ein Konzert der Band „Embryo“ mit anschließender Party – aus eingeweihten Kreisen war zu hören, dass noch bis 1 Uhr gefeiert wurde. Ein würdiges Fest!

Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR