Mathias (Loomit)

(im Einkaufswagen sitzend)

Mathias (alias Loomit) war 1988 Besucher vom Zeugnerhof und lernte später noch die Färberei kennen.

Im Zeugnerhof traf sich die ganze Sprüher-Szene

Ich war das erste Mal 1988 im Zeugnerhof, da muss ich 19 Jahre alt gewesen sein. Die ganze Sprüher-Szene traf sich dort. Denn zum einen hatte Astrid Weindl (1), die als Pädagogin im Zeugnerhof arbeitete, ein Atelier unterm Dach für junge Sprüher eingerichtet. Und zum anderen leistete Akim Walta (2), der Herausgeber des angesagten Graffiti-Magazins „on the run“, zu dieser Zeit seinen Zivildienst im Zeugnerhof. Von daher war man vernetzt und wusste eben, wo man hin kann.

Ich war noch ein Jahr Besucher im Zeugnerhof, bis ich die maximale Altersgrenze erreicht hatte. Später wurde ich Mentor für talentierte Jugendliche und war deshalb noch häufiger im Zeugnerhof.

Bereits als Schüler hatte ich ganz legal Aufträge für Graffitis von Werbeagenturen bekommen. Nach dem Abitur leistete ich meinen Zivildienst an der Rezeption im Jugendgästehaus Thalkirchen. Dort kam mir der Schichtdienst sehr entgegen, so konnte ich weiter meine Graffiti-Auftragsarbeiten machen und mir finanzielle Mittel für meine Weltreise erarbeiten. Mit einem Budget von 10.000 DM bin ich Anfang der 90er Jahre um die Welt gereist. Ich jobbte überall, habe meine Aufträge für Graffitis auf der Straße bekommen und konnte meinen Lebensunterhalt gut finanzieren (z.B. Gestaltung eines Hotel-Schildes Schild gegen Kost und Logis), so dass ich mein Anfangsbudget in voller Höhe wieder mit nach Hause nehmen konnte.

Von unterwegs aus berichtete ich Akim Walta, was sich in Sachen Graffiti auf der Welt tat, und war somit quasi Reporter für das Magazin „on the run“.

1999 wechselte Astrid Weindl in die KJR-Einrichtung „Die Färberei“, die unter ihrer Leitung die wichtigste Anlaufstelle für Graffiti-und Kunstschaffende wurde. Dort waren die Ateliers, es wurden Ausstellungen organisiert, Informationen ausgetauscht und Kontakte geknüpft und natürlich auch Flächen zum Besprühen organisiert. Deshalb war auch ich dort. Übrigens habe ich 2001 meine Hochzeit dort gefeiert.

Ich bin nach wie vor als Street-Art-Künstler unterwegs, initiiere auch gern mal Zwischennutzungsprojekte wie „Z common ground” in der Zschokkestraße.

Ich gebe Kurse an der VHS für Jugendliche und arbeite an Schulen im Rahmen vom Projekt  K.I.D.S (Kreativität an der Schule)(3). Ich freue mich, wenn ich junge Menschen fördern kann.

Gerne unterstütze ich auch immer wieder den Zeugnerhof. Die Sozialpädagogen und -pädagoginnen in den Jugendzentren sind total wichtig für die Arbeit mit Jugendlichen, ich schätze den Kreisjugendring München-Stadt sehr.

Ich lebe mal in München und mal in Günzburg in unserem 180 Jahre alten Bauernhaus. Ich bin verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

Anmerkungen der Redaktion:

(1) Astrid Weindl wurde 1986 über das Buch „Munich Graffiti, Hundred Pieces“ auf die Szene aufmerksam. Ein Jahr zuvor wurde eine S-Bahn in Geltendorf von Künstlern (u.a. Loomit) besprüht.

(2) Akim Walta aka Zeb.Roc.Ski aka Zebster zählt zu den Pionieren der deutschen Hip Hop-Szene. In den frühen 80er Jahren beginnt er mit Graffiti und Breakdance.

(3) Das Referat für Bildung und Sport führt im Auftrag des Münchner Stadtrats K.I.D.S. München an Grund-, Mittelschulen und Förderzentren durch. In der Regel ist die Projektarbeit auf 10 Doppelstunden ausgerichtet und verteilt sich über mehrere Monate.