Stadtrats-Hearing zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung

In einem Stadtrats-Hearing am 8. Mai wurden Herausforderungen für die freien Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und Sportvereine in Hinblick auf den gesetzlichen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter, der ab 2026 jahrgangsstufenweise umgesetzt wird, erörtert.

Über 100 Personen, unter ihnen viele Stadtratsmitglieder, kamen am 8. Mai in die Berufsschule an der Riesstraße. Bürgermeisterin Dietl begrüßte mit den Worten: „Viele verschiedenen Akteure und Perspektiven sind wichtig für einen gelingenden Ganztag. […] Wir wollen den Ganztag gemeinsam voranbringen.“

83 Prozent der Münchner Kinder nehmen heute schon an einem Ganztags-Angebot teil

Auch Stadtschulrat Kraus zeigte sich optimistisch, er sei „beeindruckt von der Bandbreite der Münchner Bildungslandschaft.“ Der Schulbau in München sei einzigartig, Delegationen aus Deutschland kämen regelmäßig nach München. „Wir sind gut vorbereitet. Wir haben eine Bedarfsabdeckung von 83 Prozent […] und sind gut auf den Rechtsanspruch vorbereitet.“ Das RBS rechnet damit, dass ab 2026 90 Prozent benötigt werden. Und „Bildung ist mehr als Schule.“ Auch im non-formalen Bereich passiere sehr viel, sagte Kraus.

Die Landeshauptstadt München sei schon gut aufgestellt mit vielen verschiedenen Angeboten im Ganztag, war die einhellige Meinung der Stadtverwaltung. Die Umsetzung der Rechtsanspruchserfüllung plant das städtische Referat für Bildung und Sport mit vier Säulen: Kooperative Ganztagsbildung (KoGa), Horte/Tagesheime, Mittagsbetreuungen sowie schulische Ganztagsklasse.

Die Kinder müssen im Mittelpunkt stehen

Judith Greil (Vorsitzende KJR München-Stadt) und Michael Schrauth (Vorstandsmitglied Münchner Trichter) zeigten sich hier in ihrem gemeinsamen Grußwort etwas skeptischer: „Die Perspektive der Kinder muss genauso verbindlich in den Stadtrats-Beschluss wie die Erwachsenenperspektive einfließen“. Offene Arbeit orientiere sich an Bedürfnissen der Kinder und nicht an Leistungsprinzipien. Zahlreiche Häuser seien schon ein verbindlicher Partner von Schulen, auch ist Offene Arbeit bestens in den Sozialräumen vernetzt. Weiterhin forderten die OKJA-Vertretungen: Förderung des Ehrenamts, verbindliche Kooperationsvereinbarungen und ein Zusammenwirken auf Augenhöhe.

Nicht nur die OKJA, auch der Münchner Sport befürchtet, Kinder zu verlieren, wenn sie mehr Zeit in der Schule verbringen. Es dürfe nicht vom Good Will der Schulleitung abhängen, ob eine Kooperation zustande kommt.

Wie können wir Ganztag zu einem guten Ort für alle Kinder machen?

Am 4. April hatte schon ein eigenes Hearing für die Kinder im Rahmen des 81. Kinder- und Jugendforums stattgefunden. Die Ergebnisse sind eindeutig: Kinder wünschen sich für den Ganztag mehr Ausflüge, mehr Bewegung, abwechslungsreicheres Essen, auch mal etwas Neues ausprobieren, echte Rückzugsmöglichkeiten sowie Mitbestimmung und Beschwerdemöglichkeiten in der Schule und am Nachmittag. Die Kinder hatten sehr viele Ideen und konkrete Vorschläge und richten sich in einem Video an die Anwesenden: „Bitte setzt das um!“

Bis zur Rechtsanspruchserfüllung im September 2026 ist noch viel zu tun: einige Rahmenbedingungen wie Finanzierungsfragen sind noch offen; Modellprojekte zur Sozialraumöffnung sollen umgesetzt werden; bei der Ferienbetreuung ist vieles ungeklärt.

In einem World Café wurden nicht nur die Herausforderungen der Rechtsanspruchserfüllung, sondern auch viele Lösungsvorschläge gesammelt. Die Ergebnisse des Hearings sollen im Herbst 2025 in einer Beschlussvorlage in den Stadtrat eingebracht werden, die mit Spannung erwartet wird.

Anne Rathjens, Grundsatzreferentin, KJR