Willkommen im Dschungel!

Der KJR-Sommerempfang am 28. Juni war ein gelungenes Fest mit vielen Gästen – nur einer war irritiert.

Die Aufgabe war vorher schon nicht ohne. Aber jetzt, wo das „Dino-Ei“ rollt, kommt noch mehr Bewegung in die Gruppe. Die neu gewählten und ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder sollen das Ei, das, so Spielleiterin Nicki Endrich, „nur zufällig so aussieht wie ein Tennisball“, sicher ins Ziel bringen. Dazu legen sie ein Stück Regenrinne an das nächste, das Ei rollt hindurch und sofort müssen die hinteren Rinnen-Stücke im Laufschritt nach vorne gebracht und wieder angestückelt werden. 16 Personen sind am Laufen, auch die ehemaligen und neuen Rechnungsprüfer*innen gehören zum Team. Und nach einer Runde um den Platz am Abenteuerspielplatz des Laimer Jugendzentrums legen alle das „Dino-Ei“ wohlbehalten ins Nest – Applaus.

Dieses Teambuilding-Spiel ist Teil des KJR-Sommerempfangs. Rund 150 Gäste sind am letzten Mittwochabend im Juni nach Laim gekommen, aktuelle und ehemalige Mitarbeitende ebenso wie Bürgermeisterin Verena Dietl, gleich mehrere Abgeordnete des Stadtrats und sogar aus Land- und Bundestag sowie Vertreter*innen aus Bezirksausschuss, Jugendamt, vom BJR und von weiteren Organisationen.

Die Bürgermeisterin, „ein Laimer Gewächs“ (Dietl über Dietl), grüßt die Gäste im Namen der Stadt. Sie war selbst im Bezirksausschuss dabei, als vor Jahren Kinder und Jugendliche den Antrag stellten, das Laimer Jugendzentrum um einen Abenteuerspielplatz zu erweitern. Der wurde 2012 eröffnet, und so können sich die Gäste des Sommerempfangs nun auf dem von Holzhütten umringten Platz der Spielstadt versammeln.

„Willkommen im Dschungel!“ ist das Motto des Abends, aus den Bäumen hängen Schlangen und exotische Vögel aus Papier und Pappe und in der Vorstellungsrunde sollen die kürzlich wieder- oder neu gewählten Vorstandsmitglieder unter anderem verraten, was sie – jenseits von Verpflegung und Kleidung – ins Dschungelcamp mitnehmen würden, wo es übrigens keinen Strom und kein Mobilfunknetz gibt.

Das ist spannend für die Gäste, denn es gibt einiges zu erfahren – auch bisher Unbekanntes über die bereits bekannten Mitglieder. Moderator Gecko Wagner hat spezielle Fragen dabei und auch im Vorfeld schon ein bisschen recherchiert.

Zum Beispiel, dass der Vorname von Judith Greil aus dem Hebräischen kommt und nicht nur „Frau aus Judäa“ bedeutet, sondern auch „die Gepriesene“ und „die Bekennende“. Die bisherige und auch künftige Vorsitzende ist verblüfft. Bei den folgenden Antwortpaaren bekennt sie sich zu Gemüsepflanzerl statt Schnitzel, Instagram-Post (statt Postkarte) aus dem Urlaub und outet sich als „Pflanzenkillerin“ ohne grünen Daumen. Ins Dschungelcamp würde sie vor allem Insektenspray mitnehmen, „um nicht innerhalb von Minuten wie ein Streuselkuchen auszusehen”.

Über den stellvertretenden Vorsitzenden Leander Gerl – „Mann des Volkes“ – erfährt man unter anderem, dass er sehr geruchsempfindlich ist und deshalb nicht auf sein Deo verzichten würde – „in meinem Interesse und in dem der ganzen Gruppe”. Zwischen Schlager und Heavy Metal fällt ihm die Entscheidung sichtlich schwer – „aber wenn es schon sein muss: Ersteres!“

Fatih Demirtas, Vorstandsmitglied von der DGB-Jugend, erlaubt sich ein selbstbewusstes „Beides“, als er sich zwischen „ignorieren oder diskutieren“ entscheiden soll. Für Kino, gegen Netflix fällt die Entscheidung nach kurzem Zögern, und als Urlaubsland zieht er die Türkei ganz klar Tirol vor. Sein Vorname bedeutet im Türkischen „der Eroberer“.

Hans Radspieler von der Münchner Sportjugend hat für den Dschungelaufenthalt seinen „besten Freund” im Rucksack, einen Fußball. Er sieht sich eher als Zahlenfuchs denn als Wortklauber, und Prosecco ist ihm lieber als Spumante.

Neu im Vorstandsteam ist Alexander Rix von der Naturschutzjugend – sein Vorname bedeute passenderweise “der Beschützer” –, und er packt neben Insektenspray auch seinen „Moody-Oktopus” ein, der je nach Stimmung ein trauriges oder ein lächelndes Gesicht zeigt. Statt S-Bahn fährt er lieber Fahrrad, „Mensch ärgere Dich” spielt er lieber als Schach.

Michaela Kleemann von der Evangelischen Jugend, ebenfalls neu gewählt, entscheidet sich für Spielkarten, sie ist keine Einzelkämpferin, sondern bevorzugt Gremienarbeit. Mit einer Kreuzfahrt braucht man ihr nicht zu kommen, stattdessen „Zeltlager – Zeltlager, Zeltlager!”

Svenja “die junge Kriegerin” Gutzeit (BDKJ) wählt Vielfalt statt Dreifaltigkeit (“Der BDKJ muss jetzt kurz weghören”), sie geht lieber in eine Boazn als in ein schickes Restaurant und im Dschungel möchte sie eine Hängematte dabeihaben.

Kamera und Opernglas packt Sidal Tas vom Bund der Alevitischen Jugend ins Dschungel-Gepäck ein, um die exotische Natur zu beobachten und zu fotografieren. Mineralwasser trinkt sie übrigens lieber mit Sprudel, ihr Name bedeutet „Wunschbaum”.

Mit Dank und einem mit dem eigenen Namen bedruckten, unverwechselbaren KJR-Liegestuhl werden die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder verabschiedet. Das sind Jana Wulf vom BDKJ, Ruth Heeren von der Naturschutzjugend, Karsten Urbanek von der Evangelischen Jugend und Ozan Aykac vom Münchner Schüler*innenbüro.

Christian Schroth vom Bayerischen Jugendring stellt das Volksbegehren Vote 16 vor, für das auch im KJR gerade Unterschriften gesammelt werden, und dankt dem KJR für seine Hilfe, unter anderem mit zwei Sammelstelle für Unterschriften in der Geschäftsstelle und im Jugendinformationszentrum JIZ. Und auch beim Sommerempfang kann sich in die Liste eintragen, wer bisher nicht dazu gekommen ist.

Mit dabei ist auch das Demokratiemobil mit dem “Stimmungsbarometer”. Seine Haltung zu Fragen wie „Ich bin für das Wahlrecht ab 16 Jahren”, „In einer Demokratie muss alles gesagt werden dürfen” und „Ich kenne eine Partei, die das vertritt, was ich will” kann man hier mit weißen (nein) und gelben (ja) Tischtennisbällen kundtun.

In der Photobox können die Gäste Fotos vor Dschungelkulisse schießen und sich aufs Handy laden. Die meisten genießen vor allem das Beisammensein und den Austausch an diesem sommerlichen Abend bei guten Gesprächen mit vielen Bekannten und auch etlichen ehemaligen Beschäftigten und Vorstandmitgliedern. Kühle Getränke, Salate vom Buffet, veganes Curry und Frischfruchtsalat sorgen fürs leibliche Wohl, es ist ein schöner, kommunikativer Abend. Nur einer scheint irritiert. „Gibt es nur vegetarisches Essen?“, fragt ein Kollege in der Schlange vorm Buffet verwundert. Ein anderer antwortet lachend: „Wie lange bist du schon beim KJR?“

Gecko Wagner, Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit KJR

 

 

Titelfoto: Heiko Neumann