Offener Brief des Netzwerks Junge Mobilität

Weil der Freistaat Bayern die Einführung des 365€-Tickets für Studierende blockiert, haben die Stadtratsfraktionen und das Netzwerk Junge Mobilität einen offenen Brief an die Staatsregierung verfasst.

Im April 2022 hat sich der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Münchner Stadtrats einstimmig für die Aufnahme der Studierenden in das 365€-Ticket bis spätestens 2023 entschieden. Studierende sind aktuell nämlich die einzige Gruppe, die sich ebenfalls in Ausbildung befindet, aber vom Bezug dieses Tickets ausgeschlossen ist; so müssen Studierende mit ihrem Semesterticket im Jahr fast 200 Euro mehr zahlen. Leider hat der Freistaat Bayern sich kurzfristig entschieden, sich nicht mehr analog zum 365€-Ticket für Schüler/innen und Auszubildende mit 2/3 der Kosten an der Finanzierung zu beteiligten. Damit steht das Projekt aktuell vor dem Aus. Um ein Scheitern dieses wichtigen Vorhabens abzuwenden, wurde am Mittwoch, den 20.07.22 ein offener Brief von Münchner Stadtratsfraktionen, Netzwerk Junge Mobilität und Studierendenvertretungen an die Staatsregierung versendet.

„Die Absage des Freistaats kam für uns aus heiterem Himmel. Wir hatten in den letzten Semestern viele Gespräche mit Landtagsabgeordneten, Referenten aus dem Verkehrsministerium und ehemaligen Verkehrsministern und haben eindeutige Zusagen zur finanziellen Beteiligung erhalten. Diese nun nonchalant einfach vom Tisch zu wischen, ist kein Umgang mit den 125.000 Studierenden in München“, moniert Maximilian Frank, Koordinator des AK Mobilität.

Das langfristige Ziel des Netzwerks Junge Mobilität des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) war immer ein 365€-Ticket für alle jungen Menschen in Bildung und Ausbildung im ganzen MVV-Gebiet. Im Netzwerk Junge Mobilität und im AK Mobilität engagieren sich Jugendliche und junge Erwachsene ehrenamtlich und arbeiten auf fachlich hohem Niveau an Mobilitätsthemen. „Wir als Kreisjugendring versuchen, junge Menschen für Politik und die Beteiligung daran zu begeistern. Das Netzwerk muss sich dabei auf die Aussagen der Politik verlassen können. Durch den abrupten Kurswechsel der Staatsregierung sind die viele Stunden ehrenamtlich erbrachter Arbeit hinfällig geworden. Ein wertschätzender Umgang mit ehrenamtlichem Engagement sieht anders aus“, kritisiert Katharina Mayer, Vorstandsmitglied des Kreisjugendring München-Stadt.

2016 wurde – nach langjährigen Verhandlungen des AK Mobilität der Münchner Studierendenvertretungen und des Studentenwerks München mit den Münchner Verkehrsunternehmen – ein Semesterticket als fester Bestandteil des Tarifangebots im MVV etabliert. Ursprünglich 2012 im Rahmen einer Pilotphase für 200 Euro pro Semester eingeführt, ist das Münchner Semesterticket seitdem stark im Preis gestiegen und mit aktuell 281,30 Euro eines der teuersten Semestertickets in ganz Deutschland.

„Auch nach dem Rückzug des Freistaats werden wir alles daran setzen, für die Studierenden so schnell wie möglich ein 365€-Ticket einzuführen. Bis zur Evaluation des 365€-Tickets für Schüler/innen und Auszubildende durch das Verkehrsministerium im Jahr 2025 oder noch später können wir nicht warten. Der Druck auf die Studierenden ist enorm, es muss jetzt Entlastungen im ÖPNV geben und nicht irgendwann in der Zukunft.“, stellt Pablo Conrat, Mobilitätsreferent der StuVe LMU, klar.

„Es ist notwendig, dass der Freistaat Bayern sich weiterhin substanziell an der Finanzierung des Tickets beteiligt. Die Stadt München hat mit ihrer Finanzierungszusage die notwendigen Weichen gestellt. Nun darf der Freistaat die Studierenden insbesondere vor dem Hintergrund der galoppierenden Inflation und den rapide steigenden Energiekosten nicht im Regen stehen lassen!“, schließen Konstantin Berghausen und Florian Heinritz, Mobilitätsreferenten der SV TUM und der StuVe HM.

 

Offener Brief zum 365€-Ticket für Studierende an den Ministerpräsidenten des Freistaat Bayern Dr. Markus Söder und den Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter