Coronabedingt musste die Frühjahrsvollversammlung des KJR München-Stadt, bei der auch Neuwahlen auf der Tagesordnung standen, digital abgehalten werden.
Zu Beginn der Versammlung freute sich Vorsitzende Judith Greil über den virtuellen Besuch von Bürgermeisterin Verena Dietl, die sich beim KJR und den Jugendverbänden für die vielen neuen kreativen Formate bedankte, die in der Pandemie entstanden sind. Sie zeigte sich aber auch erleichtert, dass jetzt alle den Blick nach vorne richten und erneut für gute Angebote sorgen, die wichtig für Kinder und Jugendliche sind. Dietl machte deutlich, dass es mehr Beteiligung von jungen Menschen in der Pandemie gebraucht hätte und signalisierte Gesprächsbereitschaft. Beeindruckt zeigte sie sich vom Film „Raise Your Voice“, bei dem junge Menschen, Sorgen, Defizite und Wünsche benannten. Ein großes Anliegen ist ihr, die Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum gut zu lösen. Junge Menschen mussten in der Pandemie viel zurückstecken, sie brauchen jetzt Räume, wo sie sich treffen und feiern können. Zum Thema Jugendverbandsförderung erklärte sie, dass auch, wenn die Stadt in allen Bereichen den Rotstift ansetzen müsse, hier keine Kürzungen geplant seien.
Das zweite Grußwort kam von Tobias Köck, dem Vorsitzenden des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR), der forderte, nicht immer über junge Menschen zu sprechen, sondern vor allem mit ihnen. Er berichtete über die aktuelle Situation auf Bundesebene und bedauerte, dass die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz gescheitert ist. Den Rechtsanspruch auf Betreuung im Grundschulalter (hier steht die Zustimmung im Bundesrat noch aus) sah er kritisch, da hier die Interessen von Eltern und Wirtschaft im Vordergrund ständen. Ein Schwerpunkt der Arbeit im DBJR sind gerade mögliche Unterstützungsleistungen für junge Menschen, die jetzt schnell kommen müssten, um Defizite zu beheben. Sorgen machte Köck der große Einbruch bei der JuLeiCa, hier sind die Ausbildungen coronabedingt fast zum Erliegen gekommen, aber die jungen Jugendleiter* innen werden als Nachwuchs dringend benötigt.
Als großen Verlust bezeichnete Köck, dass die Internationale Jugendarbeit komplett brachliegt. Bestenfalls Fachkräfteaustausch wird heuer möglich sein.
Umfangreiche Tagesordnung
Nachdem die Regie die Anwesenheit von 97 der 125 Delegierten bestätigt hatte, startete die FVV in den offiziellen Teil. Die beiden Vorstandsmitglieder Stephanie Dachsberger (zusammenwachsen e.V.) und Pia Berndt (DGB-Jugend), die nicht mehr zur Wahl antraten, übernahmen die Sitzungsleitung und führten straff und kompetent durch die Online- Vollversammlung. Die Vorstandsmitglieder berichteten in kleinen launigen Videos, die vorab erstellt worden waren, über ihre Arbeitsschwerpunkte in den vergangenen zwei Jahren. Der schriftliche Geschäftsbericht war den Delegierte im Vorfeld zugegangen. Dabei war die Arbeit stark von Jugendpolitischen Forderungen geprägt, die der KJR zur Kommunalwahl 2020 erstellt hatte. Wohnen, Demokratische Jugendbildung, FreiRäume, Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit sowie Mobilität standen dabei ganz oben auf der Agenda – neben der Bewältigung der Corona- Situation.
Das umfangreiche Thema Finanzen wurde den Delegierten durch konkrete Fragen der Sitzungsleitung an den Vorsitzenden des Finanz- und Förderausschusses Hans Radspieler und die neue Geschäftsführerin Claudia Caspari nahegebracht und war eine gute Möglichkeit, das umfangreiche Material verständlich zu machen. Dem Jahresabschluss 2020 und der Entlastung des Vorstands stimmten letztlich fast alle Delegierten zu.
Vorstandswahl
An die Spitze wählten die Delegierten der Münchner Jugendverbände erneut die 32-jährige Gewerkschaftssekretärin Judith Greil von der DGB-Jugend. Sie ist seit 2015 im Vorstand und seit 2019 KJR-Vorsitzende.
Der Compliance Manager Leander Gerl (35) von diversity München e.V., der dem Vorstand des KJR seit 2017 angehört, wurde von den Delegierten für eine weitere Legislaturperiode zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Neu in den KJR-Vorstand gewählt wurden die 24-jährige Geografie-Studentin Katharina Mayer von der Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV) und der 28-jährige KFZ-Mechatroniker Fatih Demirtas von der DGB-Jugend München. Wiedergewählt wurden der 39-jährige Diakon Karsten Urbanek von der Evangelischen Jugend München (EJM), die 27-jährige Sozialpädagogin und Historikerin Jana Wulf vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die 28-jährige Sozialarbeiterin Ruth Heeren von der Jugendorganisation BUND Naturschutz, der 24-jährige Student Ozan Aykac vom Münchner Schüler*innenbüro e.V. und der Sportökonom Hans Radspieler (60) von der Münchner Sportjugend, der dem KJR-Vorstand seit 1990 angehört.
Als Schwerpunkte ihrer Arbeit nannten die neu gewählten Vorstandsmitglieder u.a. die Themen Wohnen, Freiräume, Beteiligung, Mobilität und Nachhaltigkeit. Außerdem soll ein guter Start mit ausreichender finanziellen Ausstattung für die Jugendarbeit nach Corona ermöglicht werden.
Angelika Baumgart-Jena, Öffentlichkeitsarbeit, KJR