Der ÖPNV darf etwas kosten!

Angesichts der Ankündigung der MVG, die Leistungen im öffentlichen Nahverkehr zu kürzen, ist das Netzwerk Junge Mobilität, dem auch der KJR angehört, alarmiert.

Insbesondere junge Menschen sind täglich auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, da sie entweder noch nicht volljährig sind oder aus Kosten- und/oder Überzeugungsgründen kein eigenes Auto haben.

Eigenständige Mobilität ist gerade für junge Menschen ein zentraler Baustein, um essentielle Entwicklungsaufgaben wie Selbstpositionierung, Qualifizierung und Verselbständigung zu bewerkstelligen. Neben der Fahrt in die Schule, zum Ausbildungsbetrieb, in die Berufsschule oder die Universität verbringen junge Menschen einen großen Teil ihrer Freizeit außerhalb ihres Zuhauses und müssen diese Orte gut erreichen können.

Alle Mitgliedsorganisationen des Netzwerks Junge Mobilität sind auf das ehrenamtliche Engagement von jungen Menschen angewiesen, die, um ihre Aufgaben in den Verbänden und Jugendorganisationen wahrnehmen zu können, rund um die Uhr mobil sein müssen.

Der Klimawandel nimmt keine Rücksicht auf Einnahmeeinbußen wegen der Pandemie oder auf Auswirkungen der Inflation. Daher ist ein konsequenter Ausbau, wie auch in den Koalitionsvereinbarungen der Rathaus-Koalition festgehalten, nötig. Angebotskürzungen sind völlig kontraproduktiv. Nur mit einem attraktiven Nahverkehr steigen mehr Menschen auf den ÖPNV um.

Gerade jetzt, wo viele Schutzmaßnahmen der Pandemie gefallen sind und vieles wieder möglich ist, sind die Menschen wieder mehr unterwegs. Es ist also damit zu rechnen, dass die Fahrgastzahlen schrittweise steigen werden. Wo aber das Angebot schon gekürzt wurde, können natürlich auch keine Fahrgäste wieder einsteigen.

Dies gilt aus Sicht des Netzwerks Junge Mobilität insbesondere für den ÖPNV in den Abend- und Nachtstunden. Erst seit kurzem haben Clubs und Konzerthallen wieder geöffnet, für viele junge Menschen, die während der Pandemie volljährig wurden, ist dies die erste Gelegenheit, das Nachleben zu entdecken und abends länger auszubleiben. Für die Hin- und Rückfahrt möchten sie sicher und zuverlässig den ÖPNV nutzen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter sprach sich auf der 50-Jahr-Feier der S-Bahn zwar generell gegen Leistungskürzungen im ÖPNV aus, sagte aber gleichzeitig auch, dass ein Bus, der spätabends leer fährt und deshalb eingestellt wird, in seinen Augen keine Leistungskürzung, sondern wirtschaftliches Handeln sei.

Für jene Menschen, die bereits zwei Jahre ihrer Jugend hauptsächlich zuhause verbracht haben und jetzt vieles nachholen wollen, ist dieses wirtschaftliche Handeln eine weitere Einschränkung in einer so zentralen Lebens- und Entwicklungsphase. Dies möchte das Netzwerk Junge Mobilität unbedingt verhindern!

„Unter der Mobilitätswende, die sich die Stadt München vorgenommen hat, verstehen wir den Ausbau des ÖPNV statt Angebotskürzungen. Wir fordern die Landeshauptstadt München deshalb auf, das Nahverkehrsangebot in der Landeshauptstadt voll aufrechtzuerhalten und zu akzeptieren, dass der ÖPNV eine zentrale Aufgabe der Kommune ist, die auch etwas kosten darf!“, so Katharina Mayer, Vorstandsmitglied des KJR München-Stadt.