Schulen schnellstmöglich wieder öffnen!

 

In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich KJR, Münchner Trichter und die Wohlfahrtsverbände dafür aus, die Schulen schnellstmöglich mit besseren Hygieneschutzstandards zu öffnen, da Distanzunterricht Bildungsbenachteiligung verstärkt und der fehlende Kontakt zu Gleichaltrigen der Entwicklung schadet. Gefahren aus dem Infektionsgeschehen und Befürchtungen von jungen Menschen und Eltern werden dabei durchaus ernst genommen. Deswegen wird dafür plädiert, die Hygieneschutzstandards zu verbessern und alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen konsequent auszuschöpfen.

  Schulen schnellstmöglich – mit besseren Infektionsschutzstandards – wieder öffnen

Die Münchner Jugendhilfe ist sehr besorgt angesichts der anhaltenden Schließung von Schulen und KITAs. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 wissen wir: Der Distanz-Unterricht fördert Bildungsungerechtigkeit und Vereinsamung. Die Einschränkungen treffen alle Kinder und Jugendlichen, aber insbesondere jene, deren Bildungs- und Entwicklungsperspektiven ohnehin schon beeinträchtigt waren. Kinder- und Jugendliche, die in problematischen Familiensituationen leben, können sich diesen kaum noch entziehen. Mit der Schließung der Schulen fehlt der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen, aber auch die Ansprache, Betreuung und Fürsorge durch Lehrkräfte, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen. Zu Beginn der zweiten Welle gab es einen breiten gesellschaftlichen Konsens, das Wohl von Kindern und Jugendlichen besser im Blick behalten. Dennoch sind seit Mitte Dezember die KITAs und Schulen geschlossen und es ist völlig ungewiss, wann wieder geöffnet werden kann. Der Preis einer weiter anhaltenden Schließung von Schulen und KITAs ist für Kinder und Jugendliche zu hoch. Zu groß ist die Gefährdung von Kindern, die sich in Notsituationen nicht mehr an Lehrer*innen und Erzieher*innen wenden können, zu nachhaltig sind die Beeinträchtigungen der sozialen, emotionalen, körperlichen und kognitiven Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Dabei wollen die öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe die Gefahren aus dem Infektionsgeschehen nicht kleinreden. Schule ist ein sozialer Ort und Begegnungen von Menschen können zur Ausbreitung der Pandemie beitragen. Verständlich und ernst zu nehmen sind die Befürchtungen und Ängste von Kindern, Jugendlichen und Eltern, wenn der Präsenzunterricht wieder aufgenommen wird. Schulen und KITAs müssen deshalb mit verbesserten Infektionsschutzstandards starten. Dazu sollen Bund und Länder alle ihnen zur Verfügung stehenden Potenziale nutzen. Die Klassen müssen geteilt, zusätzliche Räumlichkeiten angemietet, der Schulweg entzerrt, die Unterrichts- und Pausenzeiten gestaffelt, (Hilfs-)Personal akquiriert und technische Ausstattung optimiert werden. Das ist aufwendig, aber die Anstrengung sollte uns das Wohlergehen, die Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wert sein. Seite – 2 – von 2 Ohnehin bestehen durch die Pandemie – inzwischen aus zwei Schuljahren – erhebliche Rückstände im Unterrichtsstoff. Kinder und Jugendliche kommen unter Druck, den sie nicht mehr bewältigen können. Es müssen nicht nur die Anzahl von Proben, sondern auch die Leistungserwartung reduziert werden. Kinder und Jugendliche brauchen auch im Unterricht Zeit für Gemeinschaft und die Gelegenheit, die epochalen Veränderungen der persönlichen und gesellschaftlichen Bedingungen zu verarbeiten. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, dass die aktuell bestehenden Einschränkungen und Gefährdungen bezüglich Kinderschutz und Entwicklungsschädigungen von Kindern und Jugendlichen in Folge der Pandemiemaßnahmen reduziert werden. Die Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie müssen daher auf die besonderen entwicklungsbedingten Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abgestimmt werden. Im gesellschaftlichen Diskurs wird betont, dass die Belastungen der Corona-Pandemie nur solidarisch gemeistert werden können. Kinder und Jugendliche haben seit Beginn der Pandemie sehr große Belastungen hinnehmen müssen. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft jetzt der Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine höhere Priorität einräumt.