„Ich bin sonst nicht so der Zoom-Mensch!“

Arbeit, sogar Jugendarbeit, geht auch digital, das hat Corona gelehrt. Dass auch Feiern und Ratschen erstaunlich gut per Zoom klappt, war die Erkenntnis der diesjährigen Jubilarsehrung. Über ein gelungenes Experiment, einen „Schnappi“ singenden Geschäftsführer und Kamin-Atmosphäre mit Headset

Der Reiz der Jubilarsehrung war stets die Begegnung. Für ein paar Stunden mit Kolleginnen und Kollegen zusammen sein, die man sonst nicht oft trifft, einige neue kennenlernen und auch bei altbekannten Neues erfahren. Dazu Kaffee, Kuchen, Geschenke und das in der Arbeitszeit. Doch in der Pandemie? Statt in einen großen Saal lud der KJR am 27. Oktober zur geselligen Veranstaltung in Zoom ein. Und war sich bewusst, dass das auch schiefgehen kann. Wer wollte wirklich gern nur virtuell mit seinen Kolleginnen und Kollegen anstoßen? Wie sollte Atmosphäre aufkommen, wenn zwischen ihnen nicht nur 100 Zentimeter Tisch, sondern etliche Kilometer liegen? Und wie sollten die Präsente überreicht werden?

Die Antworten lauten: 43, allmählich und per Post. Genauer: Mehr als 40 Jubilarinnen und Jubilare wollten sich das Dankeschön von Vorstand, Geschäftsführung und Personalrat nicht entgehen lassen und klickten sich nach und nach ein. Manche nur zu „ihrem“ Teil, also beispielsweise zur Ehrung der „Zehnjährigen“, andere auch länger. Dass nicht gleich Stimmung aufkommt, wenn Seitenblicke, der Ratsch mit der Nachbarin oder halblaute Bemerkungen wegfallen, war klar. Aber das Quiz mit Fragen zum Jubiläumsjahr bewährte sich als Eisbrecher. Wer weiß schließlich noch, welches die angesagtesten Süßigkeiten im Jahr 2000 waren – Eiskonfekt und Raider? Brausepulverstangen und Brause-Ufos? Oder die Hubba-Bubba-Rolle und Center-Shocks? Oder ob 1985 Sims, Pac-Man oder Tetris in Farbe auf den Computerspiel-Markt kam? Oder ob 2005 „Waka waka“, „Satellite“, oder „Schnappi, das kleine Krokodil“ der erfolgreichste Song war? Es war jeweils die letztere Lösung, was Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer zu einem launischen Kommentar über den Musikgeschmack vor 15 Jahren verleitete. Prompt spielte ein Kollege den Song ab, ein anderer blendete den Text ein und Schnitzlbaumer sah sich gezwungen, entgegen seiner Musikvorlieben den Schnappi-Song anzustimmen.

Die Geschenke, die den Jubilarinnen und Jubilaren sonst persönlich überreicht werden, kamen diesmal per Post: eine KJR-Schultertasche samt KJR-Block, neuen Visitenkarten, Einkaufsgutschein und Floristik-Gutschein. Den traditionellen Blumenstrauß konnte man sich so persönlich zusammenstellen. Und auch ein Fläschchen Prosecco und eines mit Orangensaft fanden sich darin, so dass alle auch „richtig“ anstoßen konnten. „Ihr seid’s der Wahnsinn“, fasste eine Kollegin die schöne Überraschung zusammen. Jeder und jedem Geehrten hielten KJR-Vorsitzende Judith Greil, Personalratsvorsitzende Lea Clauditz und Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer die jeweiligen Geschenke in die Kamera, was, so Greil, „ein bisschen wie im Shoppingkanal“ anmutete.

Wer schon 20 Jahre oder länger beim KJR ist, wurde zudem mit einem persönlichen Text geehrt. So erfuhr man etwa, dass OKJA- Süd Abteilungsleiter Armin Schroth nebenbei zwar auch Aufzugswärter in der Geschäftsstelle ist, aber nie Aufzug fährt. Die dienstältesten anwesenden Jubilare waren Karin Feige (Leiterin Mooskito und Fachbeauftragte schulbezogene Angebote) und Friedhelm Thermann (Nordstern KIDDIES), die im September 1985 beim KJR angefangen haben. Weil viele sich mit persönlichen Bemerkungen bedankten und die Runde mit Anekdoten aus ihrer KJR-Zeit unterhielten, kam mit der Zeit eine entspannte Plauderatmosphäre auf. Fast wie am Kamin, nur, dass das Knistern nicht Holz, sondern dem Headset entsprang. Thermann beispielswiese bedankte sich beim Teamleiter IT, Alex Weil, der mit 25 Jahren Zugehörigkeit auch Teilnehmer der Runde war. Denn der hatte ihm erst am Morgen die notwendige Technik und Software installiert. „Ich bin ja sonst nicht so der Zoom-Mensch“, bemerkte Thermann, der sich aber freute, virtuell dabei sein zu können. Spätestens, als sich die Teilnehmenden auch noch 20 Minuten nach dem eigentlichen Ende der Veranstaltung angeregt unterhielten und Erinnerungen austauschten, war klar: Auch Geselligkeit geht digital. Und das Experiment ist geglückt.

Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR