Guerilla Gardening im FZT Freimann

Als Guerilla Gardening (span. guerilla „kleiner Krieg“ und engl. gardening „Gärtnern“) wurde ursprünglich die heimliche Aussaat von Pflanzen als subtiles Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams im öffentlichen Raum bezeichnet, vorrangig in bebauten Großstädten oder auf öffentlichen Grünflächen. Mittlerweile hat sich Guerilla Gardening zum urbanen Gärtnern weiterentwickelt und verbindet den Protest mit dem Nutzen der Ernte und der Verschönerung trister Innenstädte durch bepflanzte Flächen. Auch für uns im Freizeittreff Freimann ist Guerilla Gardening eine Ausdrucksform des Protests. Unser Ziel ist es, über den Klimawandel aufzuklären. In Form von gesammelten Statements zu der Frage „Wie sieht eine klimagerechte Zukunft aus?“ wollen wir Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben. Wir wollen innerhalb der Gesellschaft unseren Beitrag für eine respektvolle, buntere Welt leisten und Eigeninitiative, Solidarität und Verantwortung stärken.

Guerilla Gardening ist ein öffentlich wirksames gemeinschaftliches Projekt direkt vor der Tür der Einrichtung. Durch diese Aktion wollen wir das Zusammenleben und -wirken im Viertel fördern. Alle können sich beteiligen.

Bereits 2021 startete das urbane Gartenprojekt gegenüber der Einrichtung. Das damals vom BA 12 gefördert Projekt wurde von einer Fotografin begleitet. Hier wurden unter anderem zwei Bauzäune aufgestellt und mit upgecycelten Behältern bepflanzt.

Der Arbeitsprozess sowie gesammelte Forderungen bzw. Statements der Kinder und Jugendlichen zu einer klimagerechteren Welt sind aktuell noch als Fotoausstellung im FZT Freimann zu besichtigen.

Das Projekt mit dem neuen grünen Fleckchen in der Burmesterstraße erfreute sich großer Beliebtheit bei den Besucher*innen und Menschen aus dem Stadtteil. So war schnell klar: Das Projekt soll weiterwachsen und vermehrt Leute aus dem Stadtviertel miteinbeziehen.

Gesagt getan. An mehreren Aktionstagen wurden 2022 zwei neue Hochbeete sowie ein großer Pflanzenturm aus Kokosmatten und Estrich gebaut. Insgesamt wurden mehr als zwei Tonnen Erde und hunderte Liter Wasser benötigt. Bei der AWM konnten wir die Erde aus Kompost günstig und nachhaltig erwerben. Und auch Geld- und Pflanzspenden haben wir für die Aktion von der Nachbarschaft erhalten.

Neben den Statements der Kinder und Jugendlichen wurden eine Bank, die zum Verweilen einlädt, sowie zwei Regentonnen (inklusive Gießkannen) aufgestellt, diese sollten Passant*innen animieren, nach dem Wohlbefinden der Pflanzen zu schauen und Gießdienste zu übernehmen.

Es wurde eingepflanzt, was das Zeug hält. Zucchini, Tomaten, rote Beete, die verschiedensten Salat- und Kräutersorten, Erdbeeren oder heimische Blumen – alle Gewächse, die in einem richtigen Garten nicht fehlen dürfen. Mit dem in der Nähe liegenden Hort fanden wir einen zusätzlichen Kooperationspartner und der städtische Garten nahm immer mehr Gestalt an.

Ohne Beteiligung von Helfer*innen wäre es kaum möglich gewesen, dem Gartenprojekt gerecht zu werden. Die Pflege der immer mehr werdenden Pflanzen war zeitintensiv. Eltern, Jugendliche und der Hort übernahmen Gießdienste, es gab Pflanzen- und Geldspenden von Menschen aus der Nachbarschaft. Vor allem während der bis zu 36 Grad heißen Sommertage war tägliches Gießen unausweichlich. Belohnt wurde die harte Arbeit mit einem Gemeinschaftsgefühl über die Pforten des Freizeittreffs hinaus. Durchweg erhielten wir positives Feedback.

Samenbomben konnten mitgenommen werden, welche in einer Kiste als „Seedbombs to-go“ bereitgestellt wurden, um weitere Ecken im Stadtviertel zu bepflanzen, die ein bisschen grün und Farbe brauchen konnten.

Aus der Ernte haben wir mit den Kindern und Jugendlichen tolle Gerichte gekocht und Kräutersalz hergestellt. Zudem gab es im August ein Erntefest vor der Einrichtung mit Live-Musik der Hausband Screaming Chili Beans – welch passender Name!

Festzuhalten bleibt, dass die Aktion sehr öffentlichkeitswirksam war und gut in der Nachbarschaft ankam. Dennoch haben sich nur vereinzelt Leute gefunden, die wirkliche Eigeninitiative zeigten. Um das sehr zeit- und ressourcenintensive Gartenprojekt am Laufen zu halten, bedarf es vermehrt Hilfe von außen.

Luca Cantarelli, Freizeittreff Freimann, KJR