Gesichtsmasken für Geflüchtete

In den Unterkünften für geflüchtete sind Gesichtsmasken noch Mangelware, die Asylsozialdienste sind bislang vorwiegend auf Spenden angewiesen – so auch in der Bayernkaserne. Deshalb haben Engagierte des KJR, von Morgen e.V. und weiteren Vereinen und Verbänden die Aktion „Maskenspende für Geflüchtete“ gestartet. Ehrenamtlichen Schneiderinnen und Schneider, viele selbst mit Fluchterfahrung, haben schon mehr als 500 Masken geschneidert.

Sich für eine solidarische Gesellschaft einzusetzen, das ist schon lange der Antrieb von Christopher Jones und Paulo Cesar. Sie unterstützen unter anderem geflüchtete Menschen bei der Integration in München, engagieren sich gegen Rassismus und Abschiebung und organisieren Veranstaltungen gemeinsam mit ihnen, etwa „Stay strong!“. Mit Kurzfilm, Podiumsdiskussion, afrikanischem Fingerfood, Fashion-Show und Party sollte in diesem Frühjahr die dritte Ausgabe von „Stay strong!“ stattfinden. Doch dann kam Corona. Und plötzlich waren Abstand und Schutz wichtiger als gemeinsame Aktionen.

„Paulo, Cheikh, Severin und ich hatten deshalb die Idee mit den Masken“, erzählt der 32-jährige Jones. Sie wollten Gesichtsmasken für die Geflüchteten in der Bayernkaserne organisieren und kostenlos verteilen.
Paulo Cesar ist Projektkoordinator bei Morgen e. V., Cheikh Fayé Koch-Azubi aus dem Senegal und Ehrenamtlicher beim Bildungsprogramm „Mitmachen in der Gesellschaft“ des KJR, für das auch Jones arbeitet. Und Severin Schwarzhuber leitet die Fachstelle Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft des Bayerischen Jugendrings.

Maskenschneider hatten die vier schnell gefunden: Die Familie Ibrahimi aus Afghanistan nähte spontan 120 Masken, die Hälfte davon für Kinder. Aziza Khalili, auch sie aus Afghanistan und wie die Ibrahimis bereits seit Jahren in München zuhause, steuerte 50 Masken bei.

Insgesamt konnten am 30. April die ersten 170 Masken kostenlos verteilt werden. Genauer: sie wurden dem Asylsozialdienst in Haus 17 übergeben, der die Verteilung übernimmt „Fast genauso wichtig wie die Masken ist aber die Info, wie sie verwendet werden müssen“, erklärt Jasmin Ghanzanfari. Die junge Frau engagiert sich bei der heimaten-Jugend, einem Jugendverband im KJR München-Stadt und dolmetscht ehrenamtlich für „Translaid“. Von dort hat sie Flyer zur Maskenpflicht und Hygiene in den Sprachen Paschto, Dari, Arabisch, Englisch und Französisch mitgebracht und mit den Masken übergeben.

„Zusammenhalten in dieser schwierigen Zeit“

„Ich finde es wichtig, dass wir zusammenhalten in dieser schwierigen Zeit“, sagt sie „und dass wir Solidarität zeigen mit den Menschen, die mit den Ausgangsbeschränkungen jetzt große Schwierigkeiten haben“. „Wir freuen uns, in der Ramadan-Zeit etwas Gutes für andere Menschen tun zu können“, erklärt Familie Ibrahimi ihren Einsatz. Ihre Aufwandsentschädigung will sie an notleidende Familien in Afghanistan weiterreichen. Auch für Mitinitiator Cheikh Faye, der seit vier Jahren in Deutschland lebt, ist das die Motivation. „Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man teilen und helfen soll“, sagt er.
Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Bayernkaserne kommt die Maskenspende in jeder Hinsicht gut an. „Bisher haben viele noch keine Masken“, sagt ein junger Mann aus der Bayernkaserne. So wie er bedanken sich auch andere beim Team und tragen bereits die gespendeten Masken. Zwar will die Stadt München in ihren Unterkünften Mund-Nasen-Bedeckungen zur Verfügung stellen, derzeit ist die Versorgung aber noch mangelhaft. Die Asylsozialdienste der Inneren Mission sind vorwiegend auf Spenden angewiesen, so auch in der Bayernkaserne.

Designerstücke als Virenschutz

Inzwischen sind noch mehr Hilfsbereite an Bord, (Frau) Seham Ahmed von der Kurdischen Kulturschule „Rojin e.V.“ hat mehr als 100 Masken genäht, weitere kommen von Ehrenamtlichen des Deutsch-Afrikanischen Frauenaustausch e.V. und vom Afghanischen Kultur- und Bildungsverein „Farhang“. Weitere 300 sind echte Designerstücke, geschneidert vom aus dem Senegal stammenden Münchner Modedesigner Papa Diouf, der das Label „Papa Design“ betreibt. Diese Masken werden am Dienstag, 12. Mai und in der kommenden Woche verteilt.
„Wir werden auch danach noch Masken verteilen“, sagt Paulo Cesar. „Gerne auch in anderen Unterkünften, die dann noch nicht so gut versorgt sind.“

Wer die Masken-Aktion mit Stoffspenden unterstützen oder selbst Masken schneidern möchte, kann sich an Severin Schwarzhuber wenden. Der Beauftragter für die Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft mit Schwerpunkt junge Geflüchtete im KJR ist per E-Mail an fachstelle-junge-gefluechtete(at)www.kjr-m.de und telefonisch unter 0160 / 476 38 03 erreichbar.

Unterstützung ist auch mit einer Spende an den Kreisjugendring München-Stadt, IBAN DE55 7002 0500 0009 8457 00, BIC BFSWDE33MUE mit dem Verwendungszweck „Maskenspende“ möglich. Jede Spende geht zu 100 Prozent in die Herstellung und Verteilung der Masken.