Für Auszubildende ist es in München oft schwierig, ein günstiges Zimmer oder eine Wohnung zu finden. Der KJR München-Stadt hat gemeinsam mit der DGB-Jugend und der Landeshauptstadt ein Projekt auf den Weg gebracht, um das zu ändern.
Das Studierendenwerk bietet günstigen Wohnraum und Beratungsleistungen für Bayerns Studierende an, doch etwas Vergleichbares für Auszubildende gab es bisher nicht. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung haben die Münchner Stadtpolitik, Verwaltung und Vertreter*innen der Jugendarbeit innerhalb von nur einem knappen Jahr das AzubiWerk München auf den Weg gebracht. Die Auszubildenden sollen nicht nur günstig wohnen, sondern das AzubiWerk auch aktiv mitgestalten können.
Sie sollen in den Wohnheimen ein finanzielles Budget für gemeinsame Projekte und Aktivitäten bekommen, und ihnen soll Verantwortung und Selbstbestimmung übertragen werden. Dazu sind Coaching und Empowerment nötig sowie Angebote der Jugendarbeit, um gemeinschaftliches Wohnen durch Strukturen der Selbstverwaltung wie Hausversammlungen und Arbeitsgruppen sowie Mitbestimmung in den übergeordneten Gremien des AzubiWerks zu etablieren. Künftige Bewohner*innen können dann beispielsweise über die Nutzungsmöglichkeiten der Gemeinschaftsräume, Freiflächen und die gemeinschaftliche Dachterrasse bestimmen sowie über ihre Vorstandsvertretungen Bauvorhaben des AzubiWerks mitplanen. Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des AzubiWerks betonte KJR-Vorsitzende Judith Greil, die Bedeutung der Mitbestimmung. „Junges Wohnen ist mehr als Zimmer, Küche, Bad. Junge Menschen wollen Gemeinschaft erleben, ihren Wohnraum gestalten und Verantwortung dafür übernehmen. So werden die Wohnprojekte des Azubiwerkes nicht anonyme Wohnsilos, sondern echte Lebensräume.“
Das erste Wohnheim mit insgesamt 221 Wohneinheiten entsteht aktuell am Hanns-Seidel-Platz in Kooperation mit der städtischen Wohnbaugesellschaft Gewofag. Der Bezug ist für Anfang 2023 geplant. Bis 2026 sollen in München 1000 Wohnheimplätze für Azubis geschaffen werden. Das AzubiWerk richtet sich dabei an alle Auszubildenden der klassischen dualen Berufsausbildung, der Berufsfachschulen, der Techniker-, Fach- und Meisterschulen und der Fachakademien. Voraussetzung für eine Bewerbung ist, dass der Lehrbetrieb in München liegt und die Azubis mindestens 18 Jahre alt sind. Neben einer Möglichkeit der Direktbewerbung werden am Hanns-Seidel-Platz außerdem Belegrechte an die Landeshauptstadt sowie Münchner Unternehmen vergeben. Diese kommen für einen Teil der Miete für ihre Azubis auf, so dass diese für ein Appartement maximal 350 Euro warm bezahlen müssen.
Etwas Vergleichbares gibt es übrigens nur einmal in Deutschland, nämlich das Azubiwerk Hamburg – allerdings gibt es dort keine Selbstverwaltungs- und Mitbestimmungsstrukturen.
Christopher Jones, Referent für junges Wohnen, KJR